Bouygues Energies & Services hat 2021 eine soziologische Studie zum Homeoffice durchgeführt, um einem innovativen Serviceangebot vorzugreifen, das den neuen Herausforderungen der Büros von morgen Rechnung trägt. Diese Umfrage wurden von zwei Experten geleitet, Alain Bourdin (Soziologe) und Dominique Desjeux (Anthropologe).
Wie lässt sich das Gebäude der Zukunft definieren ?
D.D.: Morgen wird das Büro nicht mehr einfach „nur ein Büro“ sein, sondern mehrere Büros in ständiger Bewegung. Es wird vor allem ein mobiles Büro mit drei Schwerpunkten sein: Büro, Zuhause und beim Kunden (im Außendienst). Das neue Büro ist also offener und mobiler.
Wir müssen daher den Arbeitsraum mit unterschiedlichen Organisationen überdenken. Unternehmenscampus, Flex-Office, Co-Working… alle diese Trends sind im Kommen. Und sie werden sich verstärken. Im Mittelpunkt steht die Frage der gemeinsamen Nutzung von Räumen.
Was hat es mit Coworking-Spaces auf sich ?
A. B.: Coworking-Spaces erhalten immer mehr Bedeutung. Damit die Beschäftigten davon profitieren können, gibt es mittlerweile eine Vermittlungsmöglichkeit zwischen den Unternehmen, ihren Beschäftigten und diesen neuen Arbeitsorten mit innovativen Serviceleistungen, darunter eine hochwertige digitale Umgebung.
D. D.: Das Büro an sich wird zum Coworking-Space, in dem sowohl ortsabhängige als auch mobile Mitarbeiter arbeiten. Und natürlich werden die Serviceleistungen für mobile Mitarbeiter angepasst, zum Beispiel die flexible Raumbelegung.
Könnten Sie uns erläutern, welche neuen Serviceleistungen entwickelt werden müssten ?
A. B.: Die wichtigsten Aspekte sind die Mobilität und die Begleitung dieser Mobilität. Wir müssten über das Parkplatzmanagement nachdenken, damit Autos, Fahrräder und E-Roller abgestellt werden können, oder zur Umwandlung dieser Flächen für neue Nutzungszwecke beitragen, wenn sie nicht mehr belegt sind.
Die Welt der Mobilität muss ganzheitlich betrachtet werden. Wir müssen aus unseren festen Strukturen „Einzelfahrzeuge/Öffentliche Verkehrsmittel“ ausbrechen. Aber Vorsicht, denn Aspekte wie Komfort und Arbeit sind bei der Mobilität entscheidend. Die Fahrzeugflotte der Unternehmen und ihre unerlässliche Transformation stehen ebenfalls im Mittelpunkt dieser Veränderungen.
D. D.: Darüber hinaus müssen die Wartungsdienstleistungen von Gebäuden weiterentwickelt werden: Die derzeitigen „Standardpauschalen“ funktionieren nur in einem stabilen Umfeld. Aufgrund der aufeinanderfolgenden und noch vor uns liegenden Krisen müssen wir eine Abrechnung pro Dienstleistung anstreben, insbesondere angesichts der instabilen Preise. Wir müssen uns kontinuierlich anpassen und lernen zu improvisieren, denn die Welt verändert sich und die Spannungen sind groß.
Welche Punkte müssen besonders aufmerksam überwacht werden ?
A. B.: Unsere Abhängigkeit vom Strom und der Zugang zur Energie! Das Risiko einer Versorgungsunterbrechung wird von Tag zu Tag größer. Energie einsparen, speichern, den Zugang zur Energie sichern – das sind unverzichtbare Aspekte, denn von der Energie hängen alle anderen Serviceleistungen ab. Darüber hinaus ist die Frage nach der Energieart zur Begrenzung der CO2-Produktion und der Umweltverschmutzung von größter Bedeutung: Windkraft, Kernschmelze, Wasserstoff, Solarkraft und Geothermie sind diskontinuierliche, teure und noch nicht ausgereifte Energiequellen. Daher müssen die Erzeugung, die Verteilung und der Verbrauch der Energie überdacht werden, während es gleichzeitig notwendig ist, zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung zu jonglieren, um nicht „alles auf eine Energiekarte zu setzen“ und unter allen Umständen eine unterbrechungsfreie Energieversorgung gewährleisten zu können.

Dominique Desjeux: Anthropologe, emeritierter Professor an der Université de Paris Sorbonne für Geistes- und Sozialwissenschaft, ist an internationalen Forschungsarbeiten und Studien beteiligt, Verträge in China, USA, Brasilien, Europa und Afrika mit zahlreichen Unternehmen der Privatwirtschaft, Ministerien und NGOs. Mehr erfahren: www.argonautes.fr

Alain Bourdin: Soziologe und Urbanist, Dozent an der „École d’Urbanisme de Paris“ (Université de Paris-Est), Mitglied des Lab’urba (das er bis 2014 leitete), derzeit Leiter der Zeitschrift „Revue Internationale d’Urbanisme“ und wissenschaftlicher Leiter des Programms POPSU2, welches zehn französische Metropolen untersucht.